Köln. Mit international gültigen Standards und einem umfassenden eProcurement können Kliniken bis zu 75 Prozent der Prozesskosten entlang ihrer Beschaffungskette einsparen. So das Ergebnis einer aktuellen Studie der Ruhr-Universität Bochum im Auftrag von GS1 Germany. Sie hat die Möglichkeiten der Prozessoptimierung in der deutschen Krankenhaus-Landschaft untersucht. Der Handlungsbedarf ist akut. Krankenhäuser sehen sich in Deutschland einem immer größeren Kostendruck ausgesetzt. Im verschärften Wettbewerb am Gesundheitsmarkt müssen sich die einzelnen Häuser mit ökonomisch konsequenten Konzepten und hochwertigen medizinischen Leistungen positionieren und behaupten. Von ihnen ist deshalb wirtschaftlich tragfähiges Denken bei hoher Qualität gefragt.
Das Diagnosis-Related-Groups-System und die damit verbundene Abrechnung über diagnoseabhängige Fallpauschalen verlangen von Ärzten und Pflegepersonal seit Jahren eine exakte Dokumentation der einzelnen Daten und Prozesse. „Häufig erfolgt die Kommunikation in den Kliniken entlang der Supply Chain von Medikamenten und Medizinprodukten jedoch immer noch handschriftlich, per Fax oder über die Hauspost“, weiß Bettina Bartz, Branchenmanagerin Gesundheitswesen bei GS1 Germany aus ihrer Zusammenarbeit mit Krankenhäusern. „Die Folge: Oft ist jeder einzelne Schritt im Beschaffungsprozess, von der Bestellung auf der Station bis hin zur Rechnungsstellung, mit einer handschriftlichen Dokumentation verbunden. Für alle Beteiligten, vom Pflegepersonal bis hin zum Einkauf, bringt dies einen erheblichen Aufwand mit sich“, so Bartz.
Die Prozesskette ist damit, so die Studie der Ruhr-Universität Bochum, von großer Ineffizienz geprägt, die enorme Kosten verursacht. Denn das Zusammenfügen von papierbasierten Dokumenten mit Informationen aus den verschiedenen IT-Systemen, beispielsweise dem Warenwirtschaftssystem oder dem Krankenhaus-Informationssystem, erfordert bei der Vervollständigung aller Daten einen großen Arbeitsaufwand. Und dieser ist mit hohen Personalkosten verbunden. Zugleich birgt der manuelle Vorgang ein gesteigertes Fehlerrisiko. Auch wird der Informationstransfer zwischen den unterschiedlichen Akteuren begrenzt, da Informationen nur zugänglich sind, wenn ein Dokument als Papierseite vorliegt.
Die Bochumer Studie setzt genau hier an: Mithilfe der international gültigen Standards von GS1 können Prozesse, die bisher manuell verliefen, in ein umfassendes eProcurement integriert werden. In dieses vollkommen elektronisch vernetzte Beschaffungssystem können alle einzelnen Schritte entlang der Beschaffungskette in einem Krankenhaus eingegliedert werden. Die Konsequenz: Informationen zu einzelnen Medikamenten oder Medizinprodukten, beispielsweise das Ablaufdatum oder die Chargennummer, werden durch bewährte Informations- und Kommunikationsstandards wie die globale Artikelidentnummer GTIN einheitlich übertragen, sind schnell und umfassend zugänglich. Die einzelnen Stationen der Beschaffungskette – von der Bedarfsfeststellung durch die Krankenschwester bis hin zur Rechnungsstellung in der Buchhaltung – werden automatisiert. In der Folge reduziert sich der Arbeitsaufwand, die einzelnen Schritte und die gesamte Beschaffungskette werden effektiver gestaltet.
Bereits durch das Umstellen in den Bereichen Artikelneuanlage, Artikeldatenänderung, Bestellung, Wareneingangsbearbeitung, Warenausgang und Rechnungsbearbeitung könne laut der Bochumer Studie erheblich Zeit eingespart werden. Für die Krankenhäuser bedeutet das eine finanzielle Entlastung. Bis zu 75 Prozent der administrativen Kosten, die hier entlang der Beschaffungskette entstehen, können demnach in deutschen Kliniken entfallen – insgesamt bis zu 72 Millionen Euro, so rechnet die Bochumer Studie, können in deutschen Krankenhäusern jährlich eingespart werden. Zugleich sinken die Kosten, die bisherige Fehlerquoten hervorrufen und die einzelnen Artikel können entlang der gesamten Prozesskette zurückverfolgt werden. Die Patientensicherheit wächst, die Qualität der medizinischen Arbeit steigt. So können sich die einzelnen Kliniken am Markt besser profilieren; zugleich sind sie in der Lage, sich finanziell gesünder aufzustellen.
GS1 Germany hilft Unternehmen aller Branchen dabei, moderne Kommunikations- und Prozess-Standards in der Praxis anzuwenden und damit die Effizienz ihrer Geschäftsabläufe zu verbessern. Unter anderem ist das Unternehmen in Deutschland für das weltweit überschneidungsfreie GS1-Artikelnummernsystem zuständig – die Grundlage des Barcodes. Darüber hinaus fördert GS1 Germany die Anwendung neuer Technologien zur vollautomatischen Identifikation von Objekten (EPC/RFID) und bietet Lösungen für mehr Kundenorientierung (ECR – Efficient Consumer Response). Das privatwirtschaftlich organisierte Unternehmen mit Sitz in Köln gehört zum internationalen Netzwerk „Global Standards One“ (GS1) und ist die zweitgrößte von mehr als 100 GS1-Länderorganisationen. Paritätische Gesellschafter von GS1 Germany sind der Markenverband und das EHI Retail Institute.
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