Glasverpackungen gelten als eine der kreislauffähigsten Verpackungslösungen.
„Glas lässt sich nahezu unendlich oft einschmelzen und wiederverwenden, ohne dass das Material an Qualität verliert. Zudem benötigt die Wiederverwertung von Altglas deutlich weniger Energie als die Herstellung neuen Glases“, weiß Lisa Marie Ruffert, Circular Consultant, BellandVision.
In Deutschland werden laut Umweltbundesamt, kurz UBA, etwa 85 Prozent des Verpackungsglases recycelt. Trotzdem landen, nach Angaben des UBA, durchschnittlich rund sechs Prozent der Glasmenge im Restmüll und gehen somit dem Recyclingprozess verloren. Auch können Sortieranlagen kleine Scherben, mit einer Größe von unter einem Zentimeter, oft nicht zuverlässig erfassen sowie opak beschichtete oder mit Etiketten beklebte Glasstücke nicht korrekt aussortieren. Das Forum Rezyklat hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, das Recycling von Glasverpackungen voranzutreiben und dazu Handlungsempfehlungen entwickelt. Sie beziehen sich auf das Design for Recycling und sind damit für Unternehmen gedacht, die Verpackungen entwickeln und die sie auf den Markt bringen. Die Empfehlungen stehen ab sofort als Fachpublikation in deutscher und englischer Sprache kostenfrei hier zur Verfügung: www.forum-rezyklat.de.
Analyse des Glasrecyclings: Technologien auf hohem Niveau
Im Forum Rezyklat untersuchte die Arbeitsgruppe „Evaluation Verwertungstechnik“ intensiv die Herausforderungen im Glasrecycling. Das Ziel war es, bestehende Technologien zu analysieren, Potenziale zu identifizieren und Rückschlüsse in Form von Handlungsempfehlungen zur recyclingfreundlichen Verpackungsgestaltung zu ziehen.
„Die eingesetzten sensorbasierten Sortiertechnologien in der Glasaufbereitung sind bereits auf einem sehr hohen Niveau. Der Schwerpunkt zukünftiger Verbesserungen sollte daher zusätzlich auf dem ‚Design for Recycling‘ liegen, um die Recyclingfähigkeit von Glasverpackungen weiter zu steigern und Materialverluste zu minimieren“, erklärt Benedikt Heitmann, Geschäftsführer, Reiling Glas Recycling.
Empfehlungen zur Steigerung der Recyclingfähigkeit in Kürze
Die folgenden von den Expert:innen während der Analyse gewonnenen Erkenntnisse und die daraus abgeleiteten Empfehlungen sind im Einklang mit den Kriterien des Mindeststandard zur Bemessung der Recyclingfähigkeit der Zentralen Stelle Verpackungsregister (ZSVR):
- Vermeidung von Bleiglas: Die in Bleiglas enthaltenen Schwermetalle beeinträchtigen die Qualität des recycelten Glases und führen zu unerwünschten Farbveränderungen.
- Einsatz transparenter Verpackungen: Opakes und sehr dunkles Glas wird oft nicht als Glas identifiziert und somit fälschlicherweise in die Restfraktion sortiert. Opakes Glas lässt kaum Licht durch, daher wird es als Störstoff erkannt und nicht recycelt.
- Einfaches Ablösen von Etiketten: Papieretiketten mit wasserlöslichem Klebstoff sind unproblematisch, da sie sich durch Feuchtigkeit leicht ablösen lassen. Kunststoffetiketten in Kombination mit einem wasserunlöslichen Klebstoff sind herausfordernd, da sie sich kaum bis gar nicht vom Glas entfernen lassen. Die mit hydrophoben Etiketten behafteten Glasscherben werden daher als Störstoff erkannt.
Darüber hinaus entstanden folgende konkrete Empfehlungen, die über den Mindeststandard der ZSVR hinausgehen:
- Abrasive ablösbare Etiketten: Alternativ zu den oben genannten durch Feuchtigkeit nicht entfernbaren Kunststoffetiketten können „abrasiv“ ablösbare Etiketten eingesetzt werden.
- Bodenverschlossene Sleeves vermeiden: Sleeves sollten ohne Bodeneinschluss gestaltet sein, sodass Glasscherben während des Zerkleinerungsprozesses herausfallen können.
- Standardisierung auf Weiß-, Grün- und Braunglas: Diese Farben können in den Recyclinganlagen zuverlässig getrennt und wiederverwendet werden.
- Metallverschlüsse bevorzugen: Metallverschlüsse aus Aluminium oder Eisenmetall können getrennt und separat recycelt werden.
BU: Die Wiederverwertung von Altglas benötigt deutlich weniger Energie als die Herstellung von neuem Glas (Quelle: Veolia Holding Deutschland GmbH).
Über das Forum Rezyklat
Das Forum Rezyklat wurde 2018 von dm-drogerie markt initiiert und versteht sich als agiles Bündnis. Mehr als 70 Mitglieder bestehend aus Händlern, Produkt- und Verpackungsherstellern, dualen Systemen, Entsorgungs- und Recyclingunternehmen sowie Vertreter:innen der Wissenschaft und Politik, bilden die gesamte Wertschöpfungskette entlang der Kreislaufwirtschaft ab. Gemeinsam arbeiten sie im Forum Rezyklat an praxis- und verbrauchernahen Strategien und Maßnahmen. Sie wollen das Bewusstsein der Menschen für Kreislaufwirtschaft fördern, um eine sortenreine Trennung der Wertstoffe zu erzielen. Dadurch können die Qualität von Recyclingmaterialien sowie der Recyclinganteil in Verpackungen erhöht werden. Des Weiteren strebt das Forum an, Verpackungen zu optimieren und schon im Entstehungsprozess neuer Verpackungen darauf zu achten, dass diese recyclingfähig sind, damit sie als Ressource dem Kreislauf erhalten bleiben. Um diese Ziele zu erreichen, engagieren sich die Mitglieder des Forum Rezyklat in Fachpaketen, die sich mit folgenden Themen befassen: Stammdatenmanagement, Technologie und Recyclingfähigkeit, Endverbraucher-Kommunikation und Verpackungsreduzierung. www.forum-rezyklat.de
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