Zum zweiten Mal nach 2022 waren GS1 Germany und der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) zu Gast im Klinikum Region Hannover (KRH). Die Veranstalter der „Healthcare live!“ begrüßten an den insgesamt drei Tagen mehr als 120 Teilnehmende. Im Fokus der Konferenz standen diesmal die Nachhaltigkeit digitaler Prozesse und deren Implementierung im Klinikalltag.
Die Entschlossenheit im Gesundheitswesen, die Digitalisierung in die richtigen Bahnen zu lenken und Optimierungspotenziale und Chancen auszuschöpfen, war beim alljährlichen Branchentreff „Healthcare live!“ deutlich spürbar.
Von der Community für die Praxis
Unter dem Motto „Am Ball bleiben und digitale Prozesse nachhaltig gestalten“ hieß es für die Teilgebenden, aus dem Krisenmodus herauszukommen, Neues auszuprobieren, Erlerntes anzuwenden und Erfolge gemeinsam zu feiern. Schließlich galt es, die positiven Entwicklungen im Gesundheitswesen aus der jüngsten Vergangenheit voranzutreiben. Denn Krankenhäuser und Hersteller von Medizinprodukten richten gleichermaßen verstärkt ihr Augenmerk auf Themen wie Nachhaltigkeit, resiliente Lieferketten und Patientensicherheit.
In Kooperation mit den Veranstaltern GS1 Germany und Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e. V. (BME) öffnete das Klinikum Region Hannover (KRH) im Rahmen einer Live-Komponente seine Türen. Zudem boten spannende Impulsvorträge namhafter Expert:innen sowie themenspezifische Workshops und Fachforen praxiserprobte wie auch innovative Lösungen für das Gesundheitswesen.
Live-Komponenten und Networking
Es gab außerdem ausreichend Zeit für intensives Networking und den konstruktiven Austausch von Insides über die intelligente Verzahnung von Einkaufsprozessen, etablierten Standards und klinischen Abläufen.
Daneben hatte die „Healthcare live!“ 2024 gleich zwei Premieren zu bieten. Am Vortag der Veranstaltung fand das erste GS1 Barcamp statt. Und vor Ort erfolgte die Live-Aufnahme des bekannten Podcast „HealthCareBrain“ von Kerstin Stachel und dem Autor des Buches „Supply it.“, Lennart Eltzholtz, mit ihren Gästen.
Herausforderungen der Branche
Das Programm an den beiden Veranstaltungstagen reflektierte die großen Herausforderungen im Gesundheitswesen.
„Auf dem Weg zu einem Smart Hospital ist beispielsweise die Gestaltung von durchgängigen Prozessen und einer nahtlosen Datenbereitstellung für Qualitätsanalysen unabdingbar“, wie Ursula Hübner von der Hochschule Osnabrück betonte.
Andreas Kohlhase, Medizinische Hochschule Hannover (MHH), unterstrich in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit einer kooperativen und ganzheitlichen Krankenhauslogistik.
„Darüber hinaus bedarf es eines gemeinsamen Zukunftsbildes für digitale Versorgungsleistungen“, ist sich Natalie Gladkov sicher, Leiterin Digitale Medizinprodukte beim Bundesverband Medizintechnologie (BVMed).
Fachkräftemangel in Deutschland
Auch der Fachkräftemangel belastet in Deutschland das Gesundheitswesen. Verschiedene Studien zeigen, dass sich die Situation weiter verschärfen wird. Laut Niklas Kuczaty, Geschäftsführer VDMA HealthTech, kann ein stärkerer Fokus auf die Standardisierung und Automatisierung in Gesundheitseinrichtungen Abhilfe schaffen. Mittels Robotik lassen sich ein verbessertes Patientenerlebnis, effizienteres Versorgungsmanagement und eine Entlastung des Personals erreichen.
Das am häufigsten erwähnte Stichwort war jedoch die Datenqualität. Nicht nur in den Podiumsdiskussionen waren sich die Teilnehmenden einig: Es braucht ein klares Bekenntnis aller Beteiligten. Die benötigten Datenattribute und Validierungsregeln wurden längst definiert, das Vorhaben scheitert in der Praxis an der Umsetzung. Klar ist, dass es nur im Verbund gelingt, Prozesse im Stammdatenmanagement effizienter, transparenter und sicherer zu gestalten.
Barbara Schulte, Geschäftsführerin Finanzen und Infrastruktur KRH, griff in ihrer Begrüßungsrede ebenfalls auf, dass Beschaffungs- und logistische Versorgungsprozesse sowie eine hohe Datenqualität eng einhergehen mit der Patientensicherheit. Für Thomas Fell, Lead GS1 Germany, sind Standards in diesem Kontext wichtige Treiber für die Digitalisierungsstrategie und ein verlässlicher Partner in unruhigen Zeiten.
Premiere des GS1 Barcamp
Einen Tag vor der „Healthcare live!“ fand in der KRH Akademie Hannover das erste GS1 Barcamp statt. In diesem Format ging es darum, Erfahrungen auszutauschen, Wissen zu teilen und Hürden aus dem Weg räumen. Konkrete Ideen und Lösungen der Teilnehmenden für die Praxis standen abermals im Mittelpunkt. Konstruktive Diskussionen und intensive Prozessworkshops trugen zum Erfolg der „Unkonferenz“ bei. Die Ergebnisse wurden am zweiten Tag des eigentlichen Events vorgestellt. Das durchweg äußerst positive Feedback lässt auf eine Wiederholung schließen.
Success Story „ScanProCare!“
Eine besondere Rolle bei der diesjährigen Veranstaltung kam dem mehrfach ausgezeichneten Projektteam von „ScanProCare!“ um Tim Bauer und Vanessa Herbst zu. Neben den Räumlichkeiten der Akademie für das Barcamp, wurden bei einer Führung durch das Klinikum Region Hannover exklusive Einblicke gewährt. Im direkten Kontakt und Austausch mit der Belegschaft konnten Interessierte die angewandten Lösungen hautnah erleben.
Aufgrund der hohen Teilnehmeranzahl wurden mehrere kleine Gruppen zu verschiedenen Stationen im Bereich des Herzkatheterlabors, der Radiologie sowie in der Warenannahme im Keller der Klinik geleitet. Dort gab es jeweils eine Live-Vorführung der bereits seit vielen Jahren im KRH eingesetzten Applikationen rund um das Projekt „ScanProCare!“.
Sicherheit für Einkauf und Logistik
Manuelle, nicht miteinander verbundene papierbasierte Aktivitäten in den Bereichen Einkauf und Logistik sind sowohl anfällig für Fehler als auch immens zeitraubend. Deshalb wurden im Klinikum Region Hannover, basierend auf GS1 Standards und gemeinsam mit GSG trinovis.DIGITAL sowie der Hochschule Osnabrück, bei „ScanProCare!“ automatisierte und intelligente Prozesse entwickelt.
Digitale und vernetzte Systeme
Oberstes Projektziel war eine effiziente Patientenversorgung sowie der Aufbau digitaler und vernetzter Systeme. Alle Beteiligten folgten der Vision, manuelle, bislang hauptsächlich papierbasierte Tätigkeiten ganzheitlich zu ersetzen. Mit der Einführung eines Barcode-Scanners, der ähnlich wie ein Smartphone funktioniert, wird zukünftig unter anderem die Pflege im Arbeitsalltag von bürokratischen Aufgaben entlastet. Demnach steht das Projekt sinnbildlich für einen einzigen Scan, mit dem sämtliche Arbeitsschritte eines barcodegestützten Prozesses im Einkauf und in der Logistik automatisch durchgeführt werden.
Einsparungen in Millionenhöhe
Zugleich erhöhen sich nachhaltig die Patientensicherheit und Transparenz. Die Mitarbeiter:innen werden ebenfalls entlastet. Allein im Bereich der Prozesskosten konnte das Klinikum dadurch bis zu 1,1 Millionen Euro pro Jahr einsparen.
Eine weitere zentrale Rolle spielen die smarten Applikationen auf den mobilen Scannern sowie die sogenannte Central Process Intelligence als IT-gestütztes Bindeglied zwischen den Scannern, Standards und Systemen. Somit werden die medizinischen und administrativen Prozesse im KRH sukzessive durch eine innovative, auf Standards basierte Prozess-Intelligenz gesteuert und durch Mobile Devices unterstützt.
Das stellt beispielsweise die Zuordnung von Patientendaten mit dem entsprechenden Material sicher, der Einsatz von Implantaten dokumentiert, eine Bestellung ausgelöst, das Implantat registriert und der Implantatpass nahezu in Echtzeit ausgestellt.
Fazit zur „Healthcare live!“
Das Klinikum Region Hannover ist mit dem Projekt „ScanProCare!“ zum Vorreiter bei der nachhaltigen Implementierung digitaler Prozesse avanciert. Darüber hinaus macht die „Healthcare live!“ 2024 Mut für die gesamte Branche, konkrete Lösungen in die Umsetzung zu bringen. Themen, Herausforderungen und Diskussionen rund um das Gesundheitswesen in Deutschland und über die Landesgrenzen hinweg gibt es genug. Nun müssen auf die gewechselten Worte schnellstmöglich Taten folgen, so der einhellige Tenor.
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